Was kommt nach dem Tod – Jenseitsvorstellungen der großen Religionen

Über die Unausweichlichkeit des Todes herrscht Einigkeit. Die Meinungen darüber, was nach dem Sterben mit uns passiert, gehen allerdings weit auseinander. Ein Blick auf die Jenseitsvorstellungen der großen Religionen und ihre Bedeutung für das Leben.

Natürlich kann niemand sagen, was genau mit dem Körper und der Seele passiert, wenn das Leben endet. Während Atheisten davon überzeugt sind, dass nach dem Tod einfach alles aufhört und der Mensch für immer verschwindet, haben die Anhänger der großen Religionen mehr oder weniger klare Vorstellungen von einem Jenseits als Ort, an den man sich nach dem Sterben begibt.

Im Christentum spielt das Jenseits eine zentrale Rolle und wird in Himmel und Hölle getrennt. Nach christlichem Glauben kann ein Mensch, der nach den Gesetzen Gottes gelebt hat, nach dem Tod durch Auferstehung Zeit und Raum überwinden und unendlich im Himmel, dem Reich Gottes, wohnen. Wer zu Lebzeiten Sünden begangen hat, dessen Seele droht im Jenseits die Hölle. Nach Auffassung der Katholiken befindet das Jüngste Gericht darüber, ob eine Läuterung der Seele im Fegefeuer möglich ist, bei den Protestanten entscheidet nur der Glaube oder Unglaube über Himmel und Hölle.

Im Judentum gibt es verschiedene Vorstellungen davon, wie es nach dem Sterben im Jenseits weitergeht, das hier Olam Haba heißt. Manche glauben, dass jeder Mensch sofort nach dem Tod vor Gottes Gericht steht und für ein rechtschaffenes Leben belohnt bzw. für ein schlechtes Leben bestraft wird. Andere glauben an die Auferstehung aller Toten am Jüngsten Tag. Das Diesseits ist im Judentum wichtiger als das Jenseits und die Gläubigen versuchen, sich zu Lebzeiten dem Willen Gottes zu unterwerfen, indem sie die Regeln der Thora befolgen. Eine Reinwaschung der Seele nach dem Tod ist nicht möglich.

Für Muslime ist das Leben auf der Erde ein Geschenk und zugleich eine Aufgabe von Allah. Viele Anhänger des Islam glauben allerdings auch, dass ihr Leben von Beginn an bis zum Todestag vorherbestimmt ist. Dann wird der Mensch von Allah ins Jenseits gerufen, das einem Paradiesgarten gleicht. Die Todesengel Munkar und Nakir geleiten ihn dorthin und befragen ihn zu seinem Glauben. Wenn er richtig antwortet und sich zu seinem Glauben bekennt, muss er über eine Brücke gehen, die dünner als ein Haar ist und schärfer als ein Schwert. Dabei fallen die Ungläubigen und Sünder in die Tiefen der Hölle, während die Gläubigen unbeschadet auf die andere Seite ins Paradies gelangen.

Die Anhänger des Hinduismus glauben, dass mit dem Tod nur eine Epoche des Daseins zu Ende geht. Durch Reinkarnation wird die Seele in einem neuen Lebewesen wiedergeboren. Im Laufe eines Lebens sammelt man durch seine Taten gutes oder schlechtes Karma und beeinflusst damit, in welcher Gestalt man zurück auf die Welt kommt. Dieser ewige Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt wird Samsara genannt und endet erst, wenn die Seele frei wird und man die Erlösung, die Moksha, erlangt. Die Moksha wird gleichgesetzt mit vollkommenem Frieden.

Auch die Buddhisten glauben an die Wiedergeburt. Ihr Ziel ist es aber nicht, gutes Karma zu sammeln, sondern das Nirwana als höchste Form der Erleuchtung zu erreichen. Das Nirwana ist kein Ort, sondern ein Zustand ewigen Glücks, in dem alle Wünsche und Sehnsüchte überwunden sind. Der Weg dahin führt vor allem über Mediation, Achtsamkeit und das Loslösen von irdischen Begierden. Der Buddhismus kennt auch nicht den Begriff der Seele, sondern ein Nicht-Selbst, das sich ständig durch Erfahrungen wandelt und aus fünf Teilen besteht: dem Körper, den Empfindungen, den Wahrnehmungen, den Triebkräften und dem Bewusstsein.

Einen mehr oder weniger großen Einfluss des Verhaltens eines Menschen im Diesseits auf sein Schicksal im Jenseits haben also alle großen Religionen gemeinsam. Inwieweit dies für den Einzelnen hinderlich oder förderlich ist und ob es die Angst vor dem Tod eher verringert oder verstärkt, bleibt offen.

Cathrin Gawlista

Foto:
pixabay.com/hamist

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